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1. Mai 2024

Shinrin-Yoku (Waldbaden)

Obwohl wir heute den ursprünglichen Stressfaktoren kaum noch ausgesetzt sind, fühlen sich viele Menschen gestresster denn je. Es handelt sich dabei um psychosozialen Stress, dessen Gründe folgende sein können: Hohe gesellschaftliche und berufliche Erwartungen, dauernde Erreichbarkeit, finanzielle Belastungen, tägliches Pendeln, für die Kinder da sein – immer mehr in immer kürzerer Zeit. Es ist wichtig, Stressoren zu identifizieren und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um das Wohlbefinden und die Gesundheit zu fördern.

Eine dieser Strategien ist Shinrin-Yoku: Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Praxis des Shinrin-Yoku, besser bekannt als Waldbaden, wohltuende Wirkungen hat. Der Blutdruck sinkt, das Stresshormon Cortisol wird abgebaut und das Immunsystem wird gestärkt. Nicht nur das, auch wird die Stimmung im Alltag verbessert und das allgemeine Wohlbefinden gestärkt.

Erfahren Sie hier mehr über die jahrhundertealte Praxis aus der japanischen Tradition des "Shinrin-Yoku".

Stress kann sich auf vielfältige Weise bei Menschen bemerkbar machen, und die Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein. Die Reaktionen auf Stress können sowohl physischer als auch emotionaler Natur sein. Einige Beispiele für Krankheiten, bei denen Ärztinnen einen Zusammenhang mit Stress vermuten:


Körperliche Symptome

  • Muskelverspannungen: Stress kann zu Verspannungen in verschiedenen Körperbereichen führen, insbesondere im Nacken, den Schultern und im Rücken.
  • Kopfschmerzen: Stress kann Spannungskopfschmerzen oder sogar Migräne auslösen.
  • Schlafprobleme: Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder unruhiger Schlaf können auf Stress zurückzuführen sein.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Stress kann Magenprobleme, Verdauungsstörungen oder sogar Magenschmerzen verursachen.
  • Herz-Kreislauf-Symptome: Beschleunigter Herzschlag, erhöhter Blutdruck oder Herzrasen können stressbedingte Reaktionen sein.


Emotionale Symptome

  • Angst und Nervosität: Stress kann zu einem gesteigerten Gefühl von Unruhe, Nervosität oder Angst führen.
  • Reizbarkeit: Stress kann die Reizbarkeit erhöhen, was zu einer geringeren Frustrationstoleranz führen kann.
  • Traurigkeit oder depressive Stimmung: Übermässiger Stress kann die Stimmung beeinträchtigen und zu Gefühlen von Traurigkeit oder Depression führen.
  • Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder klare Gedanken zu fassen, können auf Stress zurückzuführen sein.


Verhaltenssymptome

  • Veränderungen im Essverhalten: Stress kann zu Appetitverlust oder übermässigem Essen als Bewältigungsmechanismus führen.
  • Schlafstörungen: Übermässiger Stress kann den Schlaf beeinträchtigen und zu Schlaflosigkeit oder einem veränderten Schlafmuster führen.
  • Sozialer Rückzug: Menschen können sich in stressigen Zeiten zurückziehen oder soziale Aktivitäten vermeiden.
  • Erhöhte Reizbarkeit: Übermässiger Stress kann zu einer erhöhten Reizbarkeit und einer geringeren Frustrationstoleranz führen.

Es ist wichtig, Stress zu erkennen und zu lernen, damit umzugehen (Selbstachtsamkeit und Selbstfürsorge). Techniken wie Entspannungsübungen, regelmässige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Aufenthalt in der Natur, Achtsamkeitsübungen und die Pflege sozialer Beziehungen tragen dazu bei, Stress abzubauen und die Fähigkeit zu stärken, mit belastenden Situationen umzugehen.

 

Einfluss der Selbstfürsorge auf die Gesundheit

Selbstfürsorge ist ein wichtiger Aspekt des Gesundseins. Es bezeichnet die bewusste und aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohlbefinden auf physischer, emotionaler und mentaler Ebene und beinhaltet die Übernahme von Verantwortung für die eigene Gesundheit und das eigene Glück, indem man sich selbst liebevoll und achtsam behandelt. Selbstfürsorge umfasst verschiedene Praktiken, die darauf abzielen, Stress zu reduzieren, Energie aufzuladen und eine positive Lebensqualität zu fördern. Selbstfürsorge ist eine essentielle Grundlage für ein gesundes, erfülltes Leben, indem man sich selbst die nötige Aufmerksamkeit und Sorge zukommen lässt. Shinrin-Yoku ist ein Weg, Selbstfürsorge und Selbstachtsamkeit zu praktizieren und in den Alltag zu übertragen.


Die positive Wirkung von der Zeit in der Natur

Tests haben gezeigt, dass der Cortisolspiegel nach einem Waldspaziergang deutlich stärker sinkt als nach einem Spaziergang in geschlossenen Räumen. Dies deutet darauf hin, dass die Natur einen beruhigenden Einfluss auf den Körper hat und Stress abbauen kann.

Weitere positive Aspekte von Shinrin-Yoku:

  • Stressabbau: Eine der Hauptmotivationen für das Waldbaden ist die Fähigkeit, Stress abzubauen. Der Aufenthalt in der Natur, das Eintauchen in die Waldatmosphäre und die bewusste Interaktion mit der Natur tragen dazu bei, den Stresspegel zu senken.
  • Immunsystemstärkung: Die Phytonzide, aromatische Verbindungen, die von Bäumen abgegeben werden, stärken nachweislich das Immunsystem. Durch das Einatmen dieser Stoffe während des Waldbadens, wird die körpereigene Abwehr gestärkt.
  • Verbesserung der Stimmung: Zeit in der Natur zu verbringen, hat positive Auswirkungen auf die Stimmung. Es trägt dazu bei, Gefühle von Angst, Depression und Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
  • Achtsamkeit und Entspannung: Shinrin-Yoku betont die bewusste Wahrnehmung der Natur und fördert die Achtsamkeit gegenüber der Umgebung. Dies beruhigt den Geist, verbessert die Konzentration und trägt dazu bei, die innere Ruhe zu finden.
  • Gesundheitsförderung: Die Natur hat eine beruhigende und heilende Wirkung auf den Körper. Der Aufenthalt in der Natur trägt dazu bei, den Blutdruck zu senken und die Herzfrequenz zu regulieren, was wiederum das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert.
  • Steigerung der kognitiven Funktion: Studien zeigen, dass das Waldbaden die Konzentration und kognitive Leistungsfähigkeit verbessert. Die natürliche Umgebung unterstützt die mentale Klarheit und das Gefühl der Erfrischung.
  • Verbindung zur Natur: Viele Menschen suchen beim Waldbaden eine tiefere Verbindung zur Natur. Es bietet die Möglichkeit, die Schönheit der natürlichen Umgebung zu erleben und eine respektvolle Beziehung zur Umwelt zu fördern.


Diese Gründe machen Shinrin-Yoku zu einer beliebten Praxis, die Menschen dazu ermutigt, bewusst Zeit in der Natur zu verbringen und die heilende Kraft der Natur für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu nutzen. Unser Körper ist ein Ventil für die Wahrnehmung unserer Innen- und Aussenwelt und schafft die Verbindung zu unserem limbischen System. Ein bewusster Aufenthalt in der reizarmen Natur erlaubt uns, unsere Gedanken, Empfindungen und Gefühle wieder Raum zu geben und sie wahrzunehmen.

 

Des Ursprung des Shinrin-Yoku

Shinrin-Yoku entstand in den 1980er Jahren in Japan als Reaktion auf den zunehmenden städtischen Lebensstil und den damit verbundenen Stress.

Die Idee wurde 1982 von Tomohide Akiyama, dem damaligen Direktor der Forstverwaltung des japanischen Landwirtschaftsministeriums, vorgeschlagen. Akiyama erkannte die negativen Auswirkungen des zunehmenden städtischen Lebensstils auf die mentale und physische Gesundheit der Menschen. Er schlug vor, dass ein bewusstes Eintauchen in die Natur, insbesondere in Wälder, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte.


Die positive Wirkung von Aufenthalten in der Natur

Der Begriff "Shinrin-Yoku" wurde schliesslich von Professor Dr. Qing Li geprägt. Er begann in den 1980er Jahren, die Auswirkungen des Aufenthalts im Wald auf die Gesundheit zu erforschen. Seine Studien ergaben, dass der Kontakt mit der Natur Stress reduziert, das Immunsystem stärkt und die Stimmung verbessert. Diese Erkenntnisse führten zur offiziellen Anerkennung von Shinrin-Yoku als therapeutische Praxis in Japan.

Viele Länder haben begonnen, ähnliche Konzepte des "Waldbadens" zu übernehmen, um die Menschen dazu zu ermutigen, bewusst Zeit in der Natur zu verbringen und die heilende Kraft der Wälder zu nutzen.


Auch kurze Zeit in der Natur kann helfen

Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie nicht drei Tage im Wald verbringen können. Eine kürzlich im Vereinigten Königreich durchgeführte Studie mit fast 20’000 Personen hat gezeigt, dass schon 120 Minuten Aufenthalt in der Natur pro Woche die Gesundheit und das Wohlbefinden nach eigenen Angaben verbessern. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese 120 Minuten aus einem längeren Ausflug oder mehreren kürzeren Besuchen stammen. Selbst täglich 20 Minuten im Freien reichen, um unser Wohlbefinden zu steigern.